Himmelfahrt, eine Predigt

Bernhard Heindl
3 min readMay 21, 2020

Himmelfahrtskommando, eine Definiton aus dem Netz: Auftrag, der mit großer Wahrscheinlichkeit dem Ausführenden das Leben kostet.
Der Auftrag Jesu Christi: Erlösung erwirken, eine Lösung finden, die die gefallene Menschheit mit Gott versöhnt und zwar eine menschliche Lösung, meint eine Lösung bei der der Mensch eine ernstzunehmende Rolle spielt und nicht einfachhin Gott alles richtet.

Keine göttliche Zwangserlösung, kein göttliches „Schwamm drüber“ und die Uhren einfach auf Null gestellt, vor den Sündenfall: Tun wir so als wäre nichts gewesen! Das wäre des Menschen unwürdig, käme einer Entmündigung gleich.

Bild: Bernhard Heindl SJ

Erlösung, Jesus von Nazareth, noch einmal das Zutrauen, die Hoffnung Gottes, dass es gelingen kann, dass da ein Mensch heranwächst, heranreift, der nicht auf Autonomie pocht, sondern sich königlich frei fühlt, wenn er göttlichen Willen erfüllt, weil er mit allen Fasern seines Herzens erkannt hat, dass Gott für uns Menschen nichts anderes will als Liebe!

Lange eingefädelt, diese Mission, 30 Jahre wächst, reift Jesus heran, bis er mit Entschiedenheit und freimütig zu erkennen gibt, dass er nichts anderes will als Gott will, dass Liebe das höchste Gebot für ihn ist und dass er bereit ist, dafür selbst ein Himmelfahrtskommando anzutreten!

Himmelfahrt:
Einer, der erkannt hat, was Gott für den Menschen will, stellt unsere Würde wieder her, indem er nicht zum Wolf wird, sondern sich lieber reißen lässt wie ein Lamm, um das Erkannte nicht zu verraten.
Einer, der Mensch war, ganz nach dem Bild, das Gott vom Menschen hat, nimmt in seiner Himmelfahrt das Menschliche mit in den Himmel und es hat über ihn fortan, über sein vorbildliches Leben dort wieder einen Platz.

Erlösung, noch einmal der Versuch Gottes, einen Menschen zu finden, der uns zeigt, dass das Bild, das Wunschbild das der Himmel von uns hat, lebbar ist! Die Hoffnung des Himmels eingelöst in Jesus von Nazareth und was Menschen zu einem Himmelfahrtskommando werden ließen, macht Gott zu einer Himmelfahrt.

Jesus, den wir als Christus bekennen, trägt das Menschliche für uns in den Himmel, das Menschliche hat wieder einen Platz, hat wieder seinen Platz im Paradies! Erlösung, die Glaubensaussage:
Ein Mensch, der sein ganzes Glück im Erfüllen des Willens Gotte sah, sichert uns Heimat zu, wo wir vertrieben waren!
Ein Mensch genügt Gott, um es für alle Menschen, die Menschheit wieder gut sein zu lassen!

Himmelfahrt, Jesus hat seine Mission erfüllt, Gott wollte Menschheit nicht entmündigen, sondern er suchte einen, der von Herzen seinen göttlichen Willen erkannt hat. Gott erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr versteht, zu welcher Hoffnung ihr durch ihn berufen seid …, haben wir soeben aus dem Epheser-Brief (1,18) gehört.

Wer im Herzen versteht, dass Gott nichts anderes will als Liebe, der muss zum Missionar, zur Missionarin werden, weil es so viele Probleme einfach nicht mehr gäbe, wenn wir liebevoller auf die Welt, auf den Nächsten, auf uns schauen könnten!

Der Missionsbefehl aus dem Evangelium (Mt 28,16-20), das Hineingenommenwerden in den dreifaltigen Gott, in sein Wesen, das nichts anderes als liebevolle Verbundenheit ist, ist eingelöst, wenn wir einander lieben! Wenn wir das erste, das wichtigste, das einzige, das neue Gebot — wie immer es von Jesus genannt wird! — leben, beherzigen!

„Neu“ wird dieses Gebot, weil Gott seine Liebe selbst auf den Feind hin öffnet: Feindesliebe ist tatsächlich neu, so umfassend war Liebe in der Schrift noch nicht formuliert und es bleibt ein Einwand durch alle Zeit: Das ist nicht lebbar, das überfordert!

Mag sein, dass uns das überfordert, unser Vermögen übersteigt, ein Theologe, Hans Urs von Balthasar, antwortet auf diesen Einwand: Sollte der Mensch von sich aus nicht imstande sein, es — das umfassende Liebesgebot — zu erfüllen, so wird Gott nicht verfehlen, ihm die Mittel dazu zu geben. Aber eines tut Gott nicht: er paßt sein Hauptgebot nicht dem Unvermögen des Menschen an. Denn er weiß, dass die Liebe alles erträgt, nur das eine nicht: dass man ihr Grenzen setzt. (Christlicher Stand, S. 19)

Himmelfahrt:
Mission erfüllt, im Himmel, im Paradies ist wieder Platz für das Menschliche, weil ein Mensch es allen zeigte: Wer Gottes Willen erfüllt, der wird nicht unfrei, sondern königlich frei, frei für etwas, nachdem sich alle sehnen, der wird frei für die Liebe.
Himmelfahrt:
Wir haben eine Mission, die Welt, den Nächsten, uns liebevoll zu begegnen, ein „Missionsbefehl“, der viele Probleme lösen könnte, wenn wir ihm
nachkommen. — Amen.

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Bernhard Heindl

Jesuit, Priester an der Jesuitenkirche in Innsbruck, Geistlicher Begleiter, Exerzitienleiter