Fürbittgebet, wie und warum überhaupt?

Bernhard Heindl
1 min readSep 24, 2018

“Wenn es Ihnen ein echtes Anliegen ist, dann geht es kurz und knapp. Die Fürbitten sind nicht der Ort für moralische Belehrungen oder verkappte Anklagen!” Ein Merksatz aus meiner Liturgievorlesung, den ich mir hinter die Ohren geschrieben habe.

Fürbitte, eine liturgische Königsdisziplin: Sich um andere sorgen, für andere vor Gott hintreten und bitten. Ausdruck des Priestertums aller Gläubigen, denn nichts anderes tut ein Priester: Für andere vor Gott hintreten.

Bild: SJ-Bild, Leopold Stübner SJ

Aber sollten wir nicht lieber die Ärmel hochkrempeln als Fürbitte halten? Für Thomas von Aquin ist bitten nichts Passives, sondern etwas Aktives, eine Handlung. Beim Bitten gehen wir auf jemanden zu, um mit seiner Hilfe ein Ziel zu erreichen, dass wir alleine nicht erreichen könnten.

Wer einen anderen bittet ist “Mitursache”, vielleicht sogar die entscheidende Ursache für das Ergebnis. Gott wünscht unser Mitwirken, Ärmel hochkrempeln und bitten, beides sind sinnvolle Handlungen.

Kurz und knapp: Für welches Anliegen möchte ich heute bitten? Wo möchte ich mich mit Gott zusammentun, um ein Ziel zu erreichen? Denn “Vorsehung” meint, dass Gott die Puzzleteile — seines Bauplanes und der menschlichen Freiheit — zum Besten fügen möchte. Meine “Mitursächlichkeit” ist dabei erwünscht!

Siehe auch: Bittgebet und Gottesbild

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Bernhard Heindl

Jesuit, Priester an der Jesuitenkirche in Innsbruck, Geistlicher Begleiter, Exerzitienleiter